Sorgen um Pferd Miss Ina
Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung! Am Samstagmorgen, den 5. Mai 2012, war dies nicht so!
Als ich zur Fütterung den Offenstall betrat, sah ich keine Stute "Missie" stehend und in freudiger Erwartung aufs Frühstück wartend, sondern zusammengekrümmt im Sägemehl liegend...

Mit großer Mühe stellte sie sich auf; aber ihr linkes Vorderbein konnte sie nur auf der Hufspitze aufsetzen und keinen Schritt wollte sie vorwärts gehen. Ich hob den Fuß und sah einen langen, dicken, rostigen Nagel.  5 cm waren sichtbar, der Rest war in den Huf eingeschoben.

Es war ein großer Schreck und ich wusste über ihre starken Schmerzen. Notarztsuche! Eine halbe Stunde später stand  der Tierarzt auf dem Hof, mit einer Zange bewaffnet. Eine höchst unruhige Stute, die dem Tierarzt immer wieder den Huf entzog und nach ihm trat, machte die Aktion schwierig. Endlich hatte er den Huf im "Griff", aber der Nagel wollte nicht herausgezogen werden und das Pferd wurde immer unruhiger. Der Tierarzt entschloss sich für eine Anästhesie und örtliche Schmerzinjektion. Als das Pferd ruhiggestellt war und die "böse" Welt mit einem Schlafzimmerblick wahrnahm, konnte der Tierarzt in Ruhe arbeiten, während ich bemüht war, mit aller Körperkraft die Stute am Umfallen zu hindern. Ich musste mich stark gegen sie stemmen. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor und der Arzt wie ich waren schweißgebadet bis der Nagel endlich gezogen war.

Wir waren entsetzt: ein 16 cm langer, gebogener und rostiger Nagel kam zum Vorschein. Wann hatte sie sich diesen nachts auf der Weide eingetreten und wie lange musste sie die Schmerzen aushalten? Jetzt wurde die Öffnung mehrmals gespült, der Huf desinfiziert und es gab noch einige Injektionen. Ich solle sie in den nächsten Stunden beobachten und immer wieder mit einer Desinfektionslösung spülen und ein Antibiotikum für die nächsten 3 Tage geben.

Nun war es bereits 10 Uhr und ich wollte um 14 Uhr Richtung Bruchsal zur Veranstaltung "Die Zaubergala" fahren. Diese erste Benefizveranstaltung für Tierschutzorganisationen in Bruchsal war wichtig für mich: Kontakte knüpfen, über unsere Arbeit berichten, Informationsgespräche über den Tierschutz allgemein. Nun kam ich in Zeitnot, denn ich musste noch einiges für meine Vertretung vorbereiten. Und konnte ich die Stute alleine lassen??

Ich entschloss mich zu fahren, aber die Veranstaltung nach der Pause wieder zu verlassen. So konnte ich nach Mitternacht wieder in den Vogesen sein. Mein erster Gang war in den Pferdestall. Ruhig, mit hängendem Kopf stand sie da und wieherte leise als sie mich sah. Gerne überließ sie mir den Huf, um nochmal eine Spülung zu machen und das Bein mit Arnika einzureiben, denn die erste Schwellung trat schon auf.

10 Tage lang wurde intensiv behandelt: gekühlt, desinfiziert und massiert. Jetzt läuft sie wieder munter über ihre Wiesen, rauft mit ihrem Freund, dem Wallach "Sammy" und erwartet mich wie eh und je morgens zum Frühstück im Stall. Ich genieße das zärtliche leise Wiehern, wenn ich vor ihr stehe und sie mich fordernd anstupst, mit den Hufen scharrend, schnellstens das Futter in ihren Trog zu geben. In solchen schrecklichen Situationen wird mir deutlich bewusst, was Tiere und ihr Wohlergehen für mich bedeuten und wie gut es sich anfühlt, wenn sie gesund und munter ihr Leben genießen.

Eure Carola